Das Bundesjustizministerium hat zwei Ermittlungen gegen den Messenger-Dienst Telegram eingeleitet, sagte der Sprecher des Ministeriums am Montag vor Journalisten und fügte hinzu, dass dem Messenger ein Bußgeld drohen könnte. Ihr wird vorgeworfen, keinen Vertreter der deutschen Behörden benannt zu haben, an den sie sich wenden können, berichtete RussiaToday.
Zuvor hatte der deutsche Sender DW berichtet, dass die Bußgelder bis zu 55 Millionen Euro (61,78 Millionen US-Dollar) betragen könnten.
Laut Die Welt hat Telegram die Aufmerksamkeit der deutschen Behörden auf sich gezogen, indem es zu einem sicheren Hafen für Verschwörungstheoretiker und Hassprediger geworden ist. Der Bote soll auch eine Plattform für den Austausch von „Desinformationen, Hassreden und wiederholten Mordanrufen“ geschaffen haben, die sich an Politiker wie Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer oder Bayerns Ministerpräsident Markus Söder richtete, berichtete die Zeitung.
„Die Covid-19-Pandemie hat insbesondere dazu beigetragen, dass sich Menschen auf Telegram radikalisieren (indem sie andere bedrohen und sogar Mordaufrufe veröffentlichen), sagte der Präsident des Bundeskriminalamts (BKA), Holger Münch, vergangene Woche vor Journalisten.
Berichten zufolge veranlassten die Entwicklungen die Bundesregierung, die Bekämpfung von Hassreden auf Telegram zu einer ihrer Prioritäten zu machen. Deutschlands Justizminister Marco Buschmann sagte am 20. Januar, dass der Messenger „wie ein soziales Netzwerk funktioniert“, sich aber an die einschlägigen deutschen Gesetze zur Bekämpfung von Hassreden und gefälschten Nachrichten in den sozialen Netzwerken hält.
In einem Interview mit dem Donaukurier Ingolstadt räumte die Ministerin zudem ein, dass die deutschen Behörden den Boten bisher nicht kontaktiert hätten, da sie keinen Ansprechpartner für Berlin genannt hätten. Buschmann sagte damals, Berlin könne versuchen, Telegram zu erreichen, indem es seine Forderungen im amtlichen Bundesanzeiger veröffentliche oder das Thema auf EU-Ebene anspreche.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser hatte am vergangenen Freitag erwogen, den Messenger in Deutschland bis Ostern als letzten Ausweg abzuschalten, wenn alle anderen Optionen erfolglos blieben, fügte aber schnell hinzu, dass es nicht ihr Ziel sei, den Messenger-Dienst abzuschaffen.
Ziel der Bundesregierung ist es, Telegram dazu zu bringen, Inhalte zu löschen, die Berlin für illegal hält. „Wir streben eine Zusammenarbeit mit Telegram an, werden aber auch Maßnahmen ergreifen, wenn Telegram nicht kooperiert“, sagte Münch.
Telegram hat sich bisher nicht zu den Entwicklungen geäußert.
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